Viel mehr als nur Heizungsbauer

Konstantin Vogg steht kurz vor seiner Gesellenprüfung zum Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik. Wie sein Arbeitsalltag aussieht.

Konstantin Vogg kniet vor dem Werkzeugkoffer in dem Raum, der später zum Badezimmer des Neubaus werden soll. Die neuen, hellen Fliesen an der Wand glänzen. Da, wo sich später die Toilette und das Waschbecken befinden werden, sind aber nur Löcher in der Wand zu sehen. „Hier kommt der Wasserhahn hin“, erklärt der Anlagenmechaniker in Ausbildung und deutet auf einen der Hohlräume in der Wand. Vorher müssten die Wasseranschlüsse aber aus der Wand heraus verlängert werden. Dabei sei es besonders wichtig, dass alle Teile gut abgedichtet sind. Konstantin Vogg umwickelt eine sogenannte Hahnverlängerung sorgfältig mit Hanf-Schnur. Dann verfilzt er die Schnur mit einer Bürste mit Metallborsten. So kann er sichergehen, dass die Leitung dicht bleibt und sich kein Wasser hinter den Fliesen sammelt. Als nächstes dreht er das Verlängerungsstück mit einem Kreuzschlüssel und geübten Handgriffen in die Wand ein.

Ausbildungsbetrieb Energietechnik Kratzer

Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik (SHK) im Betrieb Energietechnik Kratzer. Der Geschäftsführer Benedikt Kratzer gründete das Gablinger Unternehmen vor fast 25 Jahren. Seitdem habe sich das Berufsfeld aber stark verändert, erzählt er. „Die Arbeitsprozesse sind komplizierter geworden und in Sachen Technik müssen wir immer auf dem neusten Stand sein“. Digitalisierung spiele im Betrieb eine große Rolle. Zum einen beim Planen von Projekten und im volldigitalisierten Lager. Zum anderen bei den Kunden vor Ort, Stichwort „Smart Home“.

Der Ausbildungsbetrieb ist breit aufgestellt. „Wir haben uns auf vier verschiedene Gebiete spezialisiert“, erklärt der Geschäftsführer. Seine Firma betreut den Neubau und die Komplettsanierung von Häusern und führt Heizungserneuerungen und Badsanierungen durch. Der vierte Bereich umfasst den Kundendienst und die Nachbetreuung der Anlagen.

Die Aufgaben eines Anlagenmechanikers sind sehr vielseitig. Auch auf der Baustelle, wo sich Konstantin Vogg um die Waschbecken-Montage kümmert, hat das Team von Energietechnik Kratzer verschiedenste Aufgaben übernommen. Am Anfang werden bei der Rohmontage Leitungen und Rohre in den Wänden installiert, in die Decken eine Lüftung eingebaut, am Boden die Fußbodenheizung verlegt. Später folgt dann die sogenannte Fertigmontage, das Einbauen der Badmöbel. „Da muss man besonders sauber und vorsichtig arbeiten, damit die Fliesen nicht kaputt gehen oder verkratzen“, weiß Konstantin Vogg.

 

Dem Lehrling gefällt der Kesseltausch am besten

Aber auch andere Bereiche seiner Arbeit gefallen dem Lehrling: „Am liebsten bin ich beim Kesseltausch, also einer Heizungssanierung dabei. Da reißen wir am Montag die alte Ölheizung raus und am Freitag ist die neue Heizung schon fertig montiert.“ Ein abgeschlossenes Projekt macht Konstantin Vogg sehr zufrieden: „Wenn ich dann das Endergebnis sehe, ist das für mich schon erfüllend. Und wenn alles sauber ausschaut und alles funktioniert, bin ich auch happy damit.“

Was aber sollte man für die Ausbildung mitbringen? Benedikt Kratzer versteht nicht, warum das Berufsfeld bis heute von Männern dominiert wird: „Es gibt das Klischee, dass auf der Baustelle schwer gearbeitet wird. Unser Beruf ist aber technisch sehr versiert und anspruchsvoll. Wir wären sofort offen für Bewerberinnen.“ Am Wichtigsten bewertet er die Lust auf Handwerk und ein generelles Interesse an dem Beruf. „Wenn diese Grundvoraussetzung da ist, ist man bei uns richtig aufgehoben“, sagt der Geschäftsführer. Außerdem sei ein mathematisches Verständnis wichtig. Konstantin Vogg wurde das Interesse quasi in die Wiege gelegt – seine Eltern betreiben selber ein Unternehmen für Haustechnik.

Normalerweise dauert die Ausbildung 3,5 Jahre

Der Lehrling erzählt, wie die Ausbildung zum Anlagenmechaniker aussieht. Normalerweise dauert sie 3,5 Jahre und findet in der Berufsschule, im Betrieb und in der Augsburger Innung statt. „Bei Schulungen in der Innung bekommen wir Theorie vermittelt, können dann aber auch üben, was wir gelernt haben. Da ist es auch nicht schlimm, wenn man mal einen Fehler macht“, erzählt Konstantin Vogg. Die besten Praxiserfahrungen könnten die Auszubildenden aber auf der Baustelle sammeln. Schon ab dem zweiten Lehrjahr dürfen sie mit anpacken und ihren Kollegen beim Installieren und Montieren helfen.

Konstantin Vogg hat ein Abitur in der Tasche, weshalb er seine Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzen konnte. In diesem Sommer steht seine Gesellenprüfung an. Dabei müssen die Prüflinge nach einem Plan verschiedene Materialien installieren und zum Beispiel einen Heizkörper montieren – alles natürlich millimetergenau, betont Konstantin Vogg. Nach der Prüfung geht es für ihn in den elterlichen Betrieb.

Eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker anzufangen, heißt aber nicht, dass man sich festgelegt hat. „Nach der Lehre geht die Ausbildung eigentlich erst los“, meint Benedikt Kratzer. Die meisten Gesellen sammelten erst einmal Erfahrungen auf der Baustelle. Danach stünden aber viele Wege offen: „Manche bleiben als Bauleiter auf der Baustelle, andere gehen auf die Technikerschule oder Meisterschule.“ Ob im Planungsbüro, als Industrievertreter, Energieberater oder auf der Baustelle – jeder Auszubildende kann seinen Platz finden. Darin sieht Benedikt Kratzer den größten Vorteil: „In unserem Beruf braucht man ein bisschen handwerkliches Geschick und Lust, was zu tun. Und dann kann man sich immer weiterentwickeln.“

Bild: Ulrich Wagner / Text: Christina Görisch / Augsburger Allgemeine